Sonntag, 23. September 2012

Nicht Norm-konform

Achtung, es kommt meine unverblümte Ansicht über Mode, Konfektionsgrößen und Design-Desaster. Wer gern shoppen geht und wem die Sachen passen, für den freue ich mich und dem möchte ich den Spaß daran nicht verderben!
Am Freitag habe ich etwas getan, was ich schon ewig nicht mehr gemacht habe: Ich war shoppen. Dabei ging es nicht um Stoffe, sondern um fertige Kleidung. Wenn ich die Kleidungsstücke zusammen zähle, die ich in den letzten 3 Jahren so gekauft habe, handelt es sich hauptsächlich um Socken, Unterwäsche, Strumpfhosen, genau 2 Pullover, vllt 3 schlichte Tops, eine Hose und einen Blazer. Verglichen mit anderen ist das wirklich wenig. Das es dafür einen Grund gibt, habe ich Freitag wieder gemerkt. Mein Körper passt absolut nicht zu den Konfektionsgrößen, geschweige denn zur aktuellen Mode.
Zum Geburtstag habe ich einen 15 Euro Gutschein für eine der unzähligen Modeketten bekommen. Mit nur 85 Cent Zuzahlung konnte ich drei Teile mit nach Hause nehmen: ein Bolerojäckchen, dessen Ärmel keinen Millimeter hätten kürzer sein dürfen, ein Top aus dem Ausverkauf für 2,95€ und ein Tubekleid, dass ich mir noch enger nähen muss...
Kleid und Top werde ich bestimmt noch mit Stoffmalfarbe bearbeiten. Oder mit Bleiche, das wollte ich eh schon länger mal ausprobieren. 

Natürlich habe ich noch ein paar Klamotten anprobiert, aber das endete meistens in Frustration. Eigentlich wollte ich mir nämlich eine Hose kaufen... eigentlich...
Eine nicht rutschende Hose muss für meinen Körper Größe 34 oder 32 haben. 34 findet man sogar öfter mal, habe ich auch in zwei Läden drei verschiedene anprobiert. Aber anscheinend ist nur meine Hüfte auf Größe 34 ausgelegt. Positiv ist, dass die Hosen länger geworden sind. Ich muss mit meinen 1,75m Körpergröße nicht, wie noch zu Schulzeiten permanent mit Hochwasserhosen rumlaufen. Aber der Trend zu Skinny und Slim Fit hat mit sich gebracht, dass meine Waden und auch meine Oberschenkel für diese Hosen zu dick (!) sind. Da ist es doch kein Wunder, dass den Menschen ein falsches Selbstbild vermittelt wird... Abgesehen davon fühle ich mich in diesen Hosen, wenn ich nicht gerade Stiefel drüber trage, mit Turnschuhen in Größe 40/41wie der Storch im Salatbeet.
Das Projekt "Hose kaufen" wurde also at acta gelegt, dafür gewann das Projekt "Hose nähen" an Dringlichkeit. 

Nun gut, probieren wir es noch mit einer neuen Lederjacke. Jacken sind ja auch sone Sache. Schmaler, langer Oberkörper mit langen Armen... Ich griff die erstbeste Jacke in Größe 34 und verschwand vor den Spiegel. Auch hier waren die Ärmel gerade lang genug, dafür war der Rest designtechnisch ne glatte 6. Lederjacken mit schrägem Reißverschluss stehen gerade auch ganz weit oben, hatte diese natürlich auch. Dazu aber auch noch eine doppelte Knopfreihe wie bei einem Mantel, und einen Gürtel auf Taillenhöhe, wie bei einem Mantel... Der Kragen war natürlich auch ein weiter Reverskragen. Zusammen mit den Zier-Reißverschlüssen daneben wirkte das ganze also wie ein zu kurz geratener Ledermantel mit schrägem Reißverschluss in den alle Stilelemente gepackt wurden, die gerade modern sind. 

Auch habe ich auf dieser streckenweise doch recht amüsanten Shoppingtour gelernt, dass man Totenkopf- und Leoprints kombinieren kann und dass ich bald mit meinen alten Schlafanzughosen auf die Straße gehen kann. Teilweise genügt es auch, sich ein Stück Jersey um den Körper zu schmeißen, irgendwo zusammen zu raffen und schon ist man angezogen. Raffungen sind überhaupt ein ganz großes Muss, an Ärmeln, im Dekolleté, an der Seite, schräg übers Shirt... 
 Generell hat mich ein Streifzug durch die Geschäfte wieder sehr zum Nachdenken über Mode, Massenproduktion, den Wert von Kleidung und unsere Gesellschaft angeregt. Ich bin froh, dass ich mittlerweile fast jedes Teil selbst nähen kann, auch wenn mir meist die Zeit dafür fehlt.

4 Kommentare:

  1. Ich gebe dir voll und ganz recht!
    Kleidung einkaufen ist alles andere als ein Vergnügen. Ich bin auch froh, dass ich mir wirklich wichtige Kleidung selber nähen kann. Aber positiv (für dich vielleicht nicht, weil es dich nicht betrifft) ist die Entwicklung zu realistischen Größen ab Gr. 40. Ich war ja sehr schockiert, als die Läden mir vor drei vier Jahren einreden wollten, ich würde 46 oder 48 brauchen O.O Mittlerweile (meine Körpermaße haben sich sogar eher nach oben korrigiert...leider) passe ich aber in 42. Strange.

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  2. Ich kann dir auch nur voll und ganz zustimmen. Wobei ich das Glück habe, zumindest bei Oberteilen eine recht "normale" Figur zu haben. Hosenkaufen war immer der Horror, entweder am Bund oder am Oberschenkel hats gehakt.
    Und was deine modischen Beobachtungen angeht: ja, manche Leute haben anscheinend keinen Spiegel zuhause.
    Nebenbei möchte mich noch als großer Fan deiner Nähwerke oute, du machst immer echt schöne Sachen!

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  3. Es ist gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin mit meinem Shoppingproblem. Mal sehen, was in den nächsten Jahren noch so in die Modegeschäfte wandert...
    Danke Selene, auf deinem Blog stöber ich aber auch sehr gern. (Und denke mir jedes Mal, dass Stricken können auch noch toll wäre, aber außer links-rechts geht da bei mir nichts ;)

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  4. Ohja, das leidige Thema Hosen... ich besitze zur Zeit 2 passende Hosen. Ans Nähen traue ich mich aber noch nicht dran irgendwie... obwohl ich schon Schnitte gehortet habe...
    Aber... wie wärs mit Röcken mit 2 Paar Strumpfhosen... ich warte da noch aus die Verarbeitung eines gewissen Stöffchens ;)

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