Dienstag, 5. Juli 2016

Ein Schnitt - Zwei Kleider

Kennt ihr das? Ihr seht einen Stoff und wisst ganz genau, welches Kleidungsstück daraus entstehen soll?
So ging es mir nicht nur bei meinem Schlafanzug, sondern auch bei einem schwarz-grau-weiß gemustertetn Stoff, den ich auf dem Türkenmarkt in Berlin gekauft habe. Ich wollte unbedingt ein Kleid draus nähen, Empirenaht, Brustbereich aus dem Musterstoff, der Rest schwarz, am Saum sollte nochmal der Musterstoff vorkommen. In einer Burda hatte ich einen passenden Schnitt gefunden und so konnte ich letztes Jahr meine Idee in die Tat umsetzen. Allerdings habe ich nicht einfach nur das Kleid genäht, der Schnitt wurde in leicht abgewandelter Form gleich zwei mal genäht. Zuerst musste ich den Burdaschnitt an meine Maße anpassen. Um sicherzugehen, dass auch alles passt, habe ich für den Brustbereich ein Pseudo-Probeteil aus Ditte genäht. Pseudo deswegen, weil ich es gleich als Futter für das zweite Kleid verwenden wollte. Anlass für die beiden Kleider war die Hochzeit meines besten Freundes. Er hat auf einer Burg geheiratet und natürlich brauchte ich ein neues Kleid.
Nachdem das Probeteil gut gepasst hatte, habe ich mich erstmal an das Kleid für die Trauung auf der Burg gewagt. Es sollte bodenlang werden, eine Kombination aus grünem und schwarzem Leinen. Erst danach habe ich das kurze Kleid aus dem Musterstoff genäht, welches ich zur standesamtlichen Trauung am Tag davor anziehen wollte.
Wie es dann immer so ist, habe ich während der Hochzeit vergessen Fotos machen zu lassen. Aber dieses Jahr hatte ich beide Kleider noch einmal an. Das Standesamtkleid bei der Eröffnung der internationalen Sommerbühne in Wolfsburg und als ich letzten Freitag, zum Abschluss unserer Renovier-Aktion, mit Janina im ToshiDo Sushi Essen war. Von dort gibt es auch Fotos.
Da wir die Fotos nach dem Essen gemacht haben, ist es leider schon etwas knitterig. Das ist halt der Nachteile an Baumwolle. Aber trotzdem hab ich das Kleid sehr gerne.

Ich habe das Leinenkleid dieses Jahr auf der Hochzeit von Freunden noch einmal getragen. Beim diesem Kleid habe ich noch ein paar weitere Details eingebaut. Über der Brust sind schwarze Leinenstreifen miteinander verschlungen. Die Leinenstreifen werden mit einem grünen Leinenstreifen zu Trägern geflochten (Diese Idee schwirrte mir schon Ewigkeiten im Kopf herum, hier passte sie und ich konnte sie endlich umsetzen). Beim Rockteil habe ich in den beiden vorderen Nähten Kellerfalten aus dem grünen Stoff eingebaut, die bis zur Hüfte geschnürt werden. Hinten wird es ebenfalls mit einer Schnürung geschlossen.

Das Kleid ist wirklich schön luftig und sehr bequem. Ich hoffe, es ergibt sich noch einmal eine weitere Gelegenheit, um es zu tragen.

Exkurs: Körpergefühl oder Warum es mir schwer fiel, das Leinenkleid zu posten.
Nachdem ich die Fotos vom Leinenkleid bekommen habe, wollte ich es eigentlich ziemlich bald hier auf den Blog stellen. Nun habe ich doch eine ganze Weile gezögert. Der Grund? Ich habe mir das mittlere Foto angesehen, das frontale, und war doch ziemlich erschrocken von mir selbst. Ja, meine Haltung ist nicht die beste, ich war wirklich ziemlich kaputt bei der Feier und hatte mich, da mal wieder alles anders kam als gedacht, erst 8 Minuten vor der Trauung umgezogen und geschminkt. Dass ich dünn bin weiß ich. Ich gehöre zu den Menschen, die essen können was sie wollen. Ich nehme nicht zu. Ich bin nicht magersüchtig. Trotzdem fühle ich mich zeitweise unwohl in meinem Körper. In den letzten Monaten hat die Magen-Darm-Geschichte dazu beigetragen. Glücklicherweise neigt sich das dem Ende und ich kann endlich wieder normal essen. Ich habe während der ganzen Zeit aufgepasst, dass ich nicht abnehme. Ich weiß, dass das bei meinem Gewicht wirklich kritisch wäre.
Das Unwohlsein beim Betrachten des mittleren Fotos kam allerdings auch von Kommentaren, die mir in meinem Alltag begegnen. Wenn viele um einen herum vom Abnehmen reden fühlt man sich irgendwann verkehrt. Vor den Ferien verabschiedete mich eine Kollegin mit den Worten: "Tust du mir einen Gefallen? Nimm doch bitte zu über die Ferien!". Ich war wikrlich kurzzeitig sprachlos. Auf dem Foto sehe ich meine Knochen hervorgucken. Ja ich bin so, ich war schon immer so. Aber gerade wenn ich Stress habe und mich selbst nicht so wohl fühle, trifft mich das alles mehr als sonst. Dann sehe ich die hervorstehenden Knochen noch mehr als sonst und dann stören sie mich auch. Als Kind und Teenager habe ich auch oft Sprüche und Kommentare abbekommen, Spargeltarzan, Klappergestell, Spargel und andere nette Sachen. Fremde haben mich gefragt ob ich magersüchtig bin und als ich es verneinte, wehement darauf bestanden, dass ich es tortzdem sei. Normalerweise kratzt mich das nicht. Normalerweise. Aber manchmal verletzt es eben doch.
Ich habe das auch Marie erzählt und sie meinte, es wäre gut, wenn ich das Foto trotzdem poste. Das habe ich jetzt endlich getan. Ich hoffe auch, dass es mit meinem Körpergefühl besser wird, wenn die Magengeschichte endgültig ausgestanden ist.

6 Kommentare:

  1. Liebe Nachtdrossel,
    ich bin ja sonst eher die stille Mitleserin und bestaune deine Nähkünste ohne Kommentar. Aber heute will ich eine Ausnahme machen. ;-)
    Die beiden Kleider sind wirklich ein Traum. Vor allem das Burgkleid mit den grünen Highlights steht dir (bei der Haarfarbe) fantastisch. Die verschlungenen Träger gefallen mir auch richtig gut - bin schockverliebt. ;-)

    Nun zu deinem Exkurs:
    Es bricht mir jedes Mal das Herz, wenn ich solche Zeilen lese. Sich unwohl im eigenen Körper zu fühlen - und sei es nur zeitweise - ist kacke. Ich hatte von 2006/2007 bis 2015 selbst erhebliche Probleme mit meinem Selbstbild. Und das u.a. auch wegen solcher blöden Sprüche von Leuten, die mich nicht kennen und die meinen, "gute Ratschläge" oder "Spitznamen" geben zu können.

    "Nimm doch bitte zu über die Ferien!" ... das hätte mich wohl auch aus der Bahn geworfen. Und es ist auch einfach eine Frechheit! Sicher nicht böse gemeint, aber eben doch total unpassend. Ich kann einfach nicht verstehen, wie unsensibel einige Leute sind.

    Was ich eigentlich sagen will... ich bin damals auf deinen Blog gestoßen und meine ersten Gedanken waren: "Wow, tolle genähnte Klamotten und was für eine wunderschöne Ausstrahlung dieses Mädel hat!" ... ja, ich glaube so war das damals. ;-) Und da habe ich nicht deine Figur angesehen, sondern einfach das Gesamtpaket "Nachtdrossel". Ich denke, das ist es, was wirklich zählt.

    In diesem Sinne wünsche ich dir, dass das zeitweilige Unwohlsein im Körper bald verfliegt und dein Körpergefühl wieder so wird, wie du es dir wünscht.

    Liebe Grüße,
    Fr. Cadaver

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  2. Vielen Dank <3 das bedeutet mir gerade sehr viel das von dir zu lesen. Ich denke auch, dass ich allmählich wieder auf einem guten Weg bin, was mein Körpergefühl betrifft. Der Post hier, dein Kommentar und natürlich auch meine Freunde helfen mir dabei.

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  3. Mach dir keine Sorgen, du bist kein schlechterer Mensch weil du schlank bist. Vermutlich weißt du selber, dass ein paar Kilo mehr gerade für Krankheiten ein kleines Polster bilden würden. Aber was nicht geht, geht halt nicht! Nur ist ein Großteil der Menschen eher zu dick und es ist enorm schwer, abzunehmen. Und darum sind die Menschen neidisch, wenn sie sehen wie schlank du ohne harte Arbeit bist. Vermutlich sind sie sich das nicht bewusst, aber manchmal, an nem besonders fiesen Tag (die Waage klettert wieder 2 kg über das Wochenende, der innere Schweinehund lässt einen nicht joggen, etc.) sind sie so frustriert, dass du einen Spruch abbekommst. Jeder von ihnen nur einmal, aber es sind viele und die Schlanken sind in der Unterzahl. Das ist dir alles vollkommen bewusst, ich weiß. Aber vielleicht hilft es dir beim nächsten Mal wenn wieder was kommt. Du bist toll. Unabhängig von Gewicht! *knuddel*

    Und jetzt zum wichtigen Teil: Geile Klamotte! Gerade das schwarz-grüne Kleid gefällt mir sehr und du scheinst dich auf den Fotos richtig wohl zu fühlen. Zieh es ruhig öfter an! Und dein kleines Schwarzes geht zu so ziemlich jedem Anlass. Schwarz geht immer! ^^

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  4. Ich weiß, wir haben uns lange nicht mehr gesehen, aber der Exkurs bringt mich jetzt doch dazu, schreiben zu müssen!
    Meine liebe Freundin, es gibt Menschen, die erlauben sich Urteile über andere, die ihnen nicht zustehen. Auch wenn deine Kollegin damit nur zum Ausdruck bringen wollte, dass du ihr am Herzen liegst, hat sie kein Recht über dich zu urteilen.
    Das hat sie mit dem Kommentar nämlich getan. Sie weiß gar nicht, wie schwer das Zunehmen oder auch nur Gewicht halten für dich ist. genauso wie es für manche sehr schwer ist abzunehmen.
    Es ist dein Körper. Du bist wunderbar.
    Und dein Körper ist ein Wunderwerk der Natur, wie viele Faktoren doch zusammenspielen müssen, um tagtäglich auch nur aufzustehen!
    Verliere nicht den Mut. Ich weiß aus eigener Erfahrung, sich selbst zu akzeptieren ist unheimlich schwer.
    Aber wir können ruhig stolz auf uns sein!
    Jeden Tag aufs Neue.

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  5. Ich bewundere dein Selbstbewusstsein in vielen Dingen. Natürlich muss man erstmal diesen Mut aufbringen und das hast du getan. Ich finde es toll das du zu deinem Körper stehst. Sollen sich doch andere an ihre eigenen Körper/Nasen fassen. Das es nun einmal auch Umstände gibt die dazu führen wie ein Mensch gerade wirkt verstehen so viele nicht. Natürlich verletzt es einen gerade in schweren Momenten dann noch solche Kommentare zu bekommen. Was zählt ist der Mensch und seine Gefühle. Total egal ob dünn / dick oder was sonst. Jeder von uns hat mal schwere Phasen in seinem Leben und die Kunst ist es diese zu meistern. Das ist schon schwer genug. Auf jeden Fall bist du, wie ich dir ja schon öfter gesagt habe, für mich eine Stütze und Inspiration. So etwas kann man meine ich nur wenn man mit sich selbst im Reinen ist. Durch dich finde ich mich gerade selbst und erfreue mich an so vielen neuen Dingen die in mir schlummerten. Hey ich hab mir Nähzeug gekauft :). Spaß beiseite. Finde weiterhin den Mut dir selbst gegenüber. Wir stehen dir bei

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  6. Ich danke euch. All das hilft mir wirklich sehr. Schön ist, dass diese Phase, die ja doch immer mal wieder kommt, durch den Blogeintrag und eure Kommentare auch für mich ein Stück realer geworden ist. Ich akzeptiere mehr, dass sie dazu gehört. Außerdem ist das ganze auch ein Backup für die nächste schwierige Phase, wenn mich solche Kommentare doch wieder runterziehen oder ich in den Spiegel gucke und mich nicht mag.
    Vielen Dank!

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